Donnerstag, 24. November 2016

Kriegstreiber-Politik? Ja, sie funktioniert! Aber anders als gedacht!

Die Welt ist im Krieg..., es ist Weltkrieg! Der nach den 11.09.2001 von der US-Administration ausgerufene und von den folgenden Präsidenten nicht in Frage gestellte, sondern im Gegenteil ausgeweitete, „Kampf gegen den Terror“ hat sich längst zu einem Kulturkampf gegen eine ganze Religionsgemeinschaft ausgeweitet. Das ist nicht die einige Parallele zum 2. Weltkrieg, der ab wann, so genannt wurde?
Siebdruck: Laura Polke, Berlin

Ja, ich konnte trotz mehrstündiger Recherche im Internet und einem Besuch in einer Bibliothek keinen Hinweis darauf finden, ab wann – und der Erste Weltkrieg dürfte ehedem auch nicht als derer bezeichnet worden sein – wann die Erstbenennung stattfand. In Russland wird der 2.Weltkrieg noch immer als der „Große Vaterländische Krieg“ bezeichnet, was vielleicht auch Anteile des in Russland gelebten Nationalismus erklärt.

Unser aktueller Welt-Krieg – nennen wir Ihn getrost „Dritter Weltkrieg“ - basiert auf eine Kriegstreiber-Politik, die gewollt ist, oder nicht. Diese Frage möchte, oder muss ich hier gar nicht beantworten. Und sollte er gewollt sein, wäre die Frage zwangsläufig, von wem? Es ergäbe sich zudem die Frage nach einem Warum? Dieser gesamte Fragen-Komplex dürfte dem Menschen, dem gerade  Bomben auf den Kopf fallen, nicht interessieren. Den Menschen, die sterben werden oder auf Basis eines aktuellen Angriffes sterben sollen (siehe Aleppo (2) ), haben existenzielle Überlebensängste. Diesen Menschen interessiert die Fragen nach dem Wieso?, Weshalb? und Warum? nicht mehr. Da ist dann nur noch eine Frage offen: Überlebe ich das?


Merkmal 1 eines Weltkrieges: Mindestens eine Generation wird hinein geboren und verheizt!
Ich erinnere mich noch gut an die Erzählungen meines Vaters, der 14jährig, mehrere  Bombennächte im Rheinischen Land  überlebte, Ich erinnere mich, das er 1931 ins NS-Regime hinein geboren und aufgewachsen, wohl seinen Dienst an der Flag (Flugabwehrgeschütz) angetreten hätte, einzig er war (noch) zu jung und er lebte – zum Glück – im Rheinischen Land. Wenige Monate später, im Endkampf um Berlin wurden dann auch 12jährige Jungen und Greise über 70 an die Waffen gerufen und zehntausend-fach in einem ohnehin längst verlorenen Krieg getötet.


Merkmal 2 eines Weltkrieges: Internationale Beteiligung und das Verteufeln ganzer Völker oder Regionsgemeinschaften!
„Unser“ Weltkrieg begann, wie oben schon postuliert, am 11. September 2001 mit dem Terroranschlag gegen das Word-Trade-Center in New York (1). Eine Tat, die alleine deshalb eine Zeitenwende bedeutet, weil ein jeder Mensch – war er nur alt genug – sich selbst an seine damalige (private) Situation erinnern kann. Nunmehr, 15 Jahre später, muss das erste Merkmal eines Weltkrieges, wie auch das Zweite als gegeben angenommen werden. 
Während sich auf der Arabischen Halbinsel sunnitische und schiitische Islamisten mit der Unterstützung von nahezu allen Supermächten bekämpfen, verunglimpfen heimische Politiker der AfD, NPD und CSU die vor den Kriegen geflüchteten Menschen auf das widerlichste. Sie werden wahlweise als potentielle Terroristen, Vergewaltiger und Sozial-Schmarozer, welche sich „auf unsere Kosten“ ein bessere Leben machen wollen, bezeichnet.


Merkmal 3 eines Weltkrieges: Als Kollektives Ereignis erlebt ein jeder Mensch den Weltkrieg für sich selbst!
Schon seit früher Jugend an Geschichte und Geschichten interessiert, verbrachte ich die 2 Hälfte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts in der Eifel, unweit des von den Nazis als Verteidigungslinie gebauten Westwalls (3).
Als Wirts-Sohn hatte ich seinerzeit viel Kontakt zu älteren Menschen, oft schon Rentner, die mir bei ihrem Bier die Geschichte ihres Lebens erzählten, von denen mir einige prägnante Sätze er-innerlich sind.

Diese waren:
„Der Nazi hier im Dorf, den hat doch eh keiner Ernst genommen, das war doch eh der Dorfdepp.“
„Das mit dem Westwall war doch gar nicht so schlecht, da kam wenigstens mal frisches Blut ins Dorf und verdient haben wir auch dran...“ 
„Der Krieg, der dauerte hier nur 6 Wochen.“

Diesen Aussagen darf man guten Gewissens eine gewisse Verklärung unterstellen, welche auch die Mitverantwortung im Selbstbild minimieren sollte. Auch haben die 30 Jahre, welche zwischen Erzählung und Wirklichkeit lagen, Ihr übriges getan: Verdrängt jeder Mensch doch die schlechten, negativen Erfahrung. 

Fest steht, der „Dorfdepp“ stand keineswegs allein. Fotos aus der Zeit belegen, das nahezu – unterstellt man auch einem „besonderen Tag“ - aus nahezu allen Fenstern des Dorfes Hakenkreuz-Fahnen hingen.
Wenn sich also der „Dorfdepp“ als Nazi hervor tat, dann doch sicher nicht ohne Duldung und Unterstützung der Dorfgemeinschaft.
Die bäuerliche Gemeinschaft in der Eifel war „Heimatfront“ und ein aufgestelltes Mahnmal benennt die damaligen Kriegsopfer. Die Väter, Mütter und Frauen dieser getöteten Soldaten waren mit der Nahrungsmittelproduktion beschäftigt. Das „Frische Blut“ waren zum Bau des Westwalls abgestellte „Fremdarbeiter“, teils privat einquartiert, wohl auch die eine oder andere Krieger-Witwe „trösteten“.
Und selbstverständlich dauerte der Krieg auch in der Eifel keine 6 Wochen, sondern bezeichnet den Einmarsch der Alliierten und nicht den schleichenden Zerfall der Zivil-Gesellschaft.

Erich Kästner, uns eher als Kinderbuch-Autor bekannt, tatsächlich aber sich  selbst bezeichneter „Chronist des Grauens“, sagte einmal: „Die Nazis hätte man noch 1928 verhindern können.“
Nach dieser Aussage war es 1929 schon zu spät! Was aber passierte in den Jahren 1929-33?
 
Nun, ganz einfach:
Nach dem sogenannten „Schwarzen Freitag“ (4), der eigentlich ein Donnerstag war, brach die Weltwirtschaft zusammen. Die Folge war eine weltweite Rezession und weitgehende Arbeitslosigkeit. Die Folgen des 1. Weltkriegs, in Europa und Deutschland noch immer spürbar, taten ihr übriges um die bestehende Atmosphäre der Angst und Verunsicherung  weiter zu verstärken. 


Merkmal 4 eines Weltkrieges: Das wieder Erstarken des Faschismus ist Bedingungen oder mindestens Zwangsläufig!
Die Weltwirtschaftskrise = Angst = Krieg ist aber leider zu kurz gedacht. So einfach ist das ganze nicht, lässt diese Formel doch den Menschen, bzw. das Mensch-Sein außer Acht.
„Angst“ ist ein klar auch körperlich zu spürendes Gefühl, das mit einer entsprechenden Reaktion einhergeht: Dem vermehrten Auswurf des körpereigenen Hormons Adrenalin (5). 

Ein ganzes Volk, ein ganzer Kontinent war plötzlich auf rein körperlicher Ebene nur noch zu 3 Reaktionen fähig: Flucht, Kopf in den Sand oder Angriff!

Im Grunde, und auch unabhängig jeder politischen Gesinnung, waren nun diejenigen Menschen im Vorteil, welche „per se“ kämpfen wollten. Dieser Umstand führte zu einer unversöhnlichen Gegenüberstellung von Ansichten und Meinungen, welche Diskurs, Alternativ-Entwicklungen oder Kreativität (in der Problem-Bearbeitung) ver-unmöglich-ten. 

Während im Sinn einer „Machtergreifung“ derer, welcher „den Kopf in den Sand steckt“ und derjenige, der flüchtet, außer Acht gelassen werden kann, muss (und wird) der „Angreifer“ bzw. „Kämpfer“ benutzt werden.
Die autoritär-nationale Bewegungen wie die NSADP, welche ihre Entsprechung nun teils bei der NDP, AfD u.a. wiederfinden, nutzten hierzu Querfront-Konzepte (6). Die Frage der politischen Gesinnung (Links?. Rechts?) wurde negiert und lediglich  - im Sinn einer Opfer-Täter-Rolle - als Grund für den „gemeinsamen“ Kampf in den Vordergrund gerückt. Die „Säuberung“ konnte (und kann) getrost auf die Zeit nach der „Machtergreifung“ erfolgen. Im Vorfeld der Machtergreifung kommt es lediglich auf die Verunsicherung  der Eliten und derer an, die Flüchten oder angstvoll Innehalten.

Zumal, die Grenzen von „Flucht“ über „Kopf in den Sand“ bis zu „Angriff“ müssen als fließend betrachtet werden. Der Flüchtende und der Innehaltende, als Wahlvolk nutzbar, stützt die Strategie der Angstmache und bestätigt das Aggressions-Konzept.

Ausgerechnet die AfD erhält aus diesem Grund Wahlstimmen von dem von Ihnen keineswegs im politischen Programm berücksichtigten „Heer der Abgehängten“, welche unfähig sind, für sich selbst zu kämpfen oder einzustehen.


Merkmal 5 eines Weltkrieges: Ein Weltkrieg ist niemals unmenschlich, wird er doch von Menschen gemacht!
Nur ein „Volk auf Adrenalin“ lässt sich Gleichschalten und ist deshalb für faschistische Strömungen empfänglich. So auch jetzt bei uns. Die persönlichen Verhältnisse sind inzwischen so angespannt, der Lohn so gering, der Arbeitsplatz direkt bedroht, was den Adrenalin-Spiegel steigen lässt.
Aus den Heer der (gefühlt) Abgehängten wird ein Heer der Adrenalin-Junkys. Später dann, je nach Gusto der (maskulin) Herrschenden, wird daraus ein Heer der Waffenträger.

Es wäre ungerecht alleine die neu erstarkte faschistische Bewegung in Europa zu betrachten. Selbstverständlich gehört die salafistische „Lies-Bewegung“ und der nunmehr verbotene Verein „Die wahre Religion“ als Kombattant dieses neuen Weltkrieges genannt. Eine Analyse derer, die dort „rekrutiert“ wurden, bestätigt das Gesamtbild.


Merkmal 6 eines Weltkrieges: Das „Heer der Kriegs-Unwilligen“ ist machtlos, wenn es sich nicht intelligent zu Wehr setzt.
Bei nahezu jedem Streit, jeder Auseinandersetzung kann man Menschen beobachten, welche die tätige Auseinandersetzung vermeiden wollen. Auf Gespräche und Diplomatie setzend, sind das Menschen, die im weitesten Sinne als Pazifisten (7) bezeichnet werden können.
Innerhalb einer Auseinandersetzung reagieren diese Menschen, vielleicht weil nicht direkt involviert, gelassener, ruhiger, ausgleichender, als die eigentlichen Kompantanten. Man kann getrost feststellen, das diesen „Friedenstifter“ neben den 3 Verhaltensmustern noch weitere Handlungsoptionen zur Verfügung stehen und diese tätig in den Konflikt eingebracht werden können.

Ein jeder wird sich an Formeln wie „beruhigt Euch doch erst einmal“, „setz Dich an den (Verhandlungstisch-)Tisch“ oder wie von mir oft benutzt, „mach Dich locker...“ erinnern. Diese Formeln bewirken, ist der Konflikt noch nicht zu weit fortgeschritten, eine tatsächliche Entspannung. Der körpereigene Adrenalin-Level wird gesenkt.  

Wie aber nun kann man den Adrenalin-Level eines ganzen Volkes senken? Man möchte glauben, das das unmöglich ohne die herrschende Elite (gewählt oder nicht) vonstatten gehen kann. 

Ich persönlich halte das für einen Irrtum. Ich denke, das ein jedes Mitglied einer gesellschaftlichen Ordnung erst einmal alleine für seinen, nennen wir es - Seelenzustand -  verantwortlich ist.


Das Erfolgsmodell hierzu? Hedonismus (8)


Die Formel „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ (Die Körperlichkeit bestimmt das Denken) kann durch eine hedonistische Lebensweise, welche Schmerz und Leiden aktiv begegnet, gesteuert werden.

Die Mittel: Abseits allem Sakralen (9) wendet sich der Mensch sich und seinen nächsten zu. Solidarität – nicht Kadaver-Gehorsam – ist die Devise der Stunde. 
Das Schöne hierbei: Nicht das Hormon Adrenalin, sondern Oxytocin (10) und Serotonin (11) wird ausgeschüttet.

Ich wünsche Euch einen kuschel-warmen Winter!

(1)  https://de.wikipedia.org/wiki/Terroranschläge_am_11._September_2001
(2)  https://de.wikipedia.org/wiki/Aleppo
(3)  https://de.wikipedia.org/wiki/Westwall
(4)  https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Donnerstag
(5)  https://de.wikipedia.org/wiki/Adrenalin
(6)  https://de.wikipedia.org/wiki/Querfront
(7)  https://de.wikipedia.org/wiki/Pazifismus
(8)  https://de.wikipedia.org/wiki/Hedonismus
(9)  https://de.wikipedia.org/wiki/Sakral
(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Oxytocin
(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Serotonin


Postskriptum:Ich habe die Linkliste bewusst auf die Wikipedia und Schlagworte beschränkt um die Selbstreferenzierung des geneigten Lesers zu ermöglichen.

Montag, 21. November 2016

Warum nur Frauen mit rasierten Mösen wirklich nackt sind oder über die Ästhetik der Gegenwart

Der Begriff "Ästhetik" ist im Wandel der Zeit gefangen. Während am Anfang des 19. Jahrunderts hiermit insbesondere die Schönheit und Harmonie der Natur und der Kunst bezeichnet wurde, erweiterte Immanuel Kant den Begriff hin zur Wahrnehmung der Sinnhaftigkeit und der Sinnlichkeit einer Sache oder eines Gegenstandes.  Der große Philosoph möchte mir bitte meine Dreistigkeit verzeihen, wenn ich diesen Begriff nunmehr noch stärker erweitere und damit Vollendes pervertiere....


Wenn der geneigte Leser nun erwartet, wie Ihm durch den Blogpost-Titel suggeriert wurde, eine Abhandlung über die verschiedenen Möglichkeiten und Techniken der Intim-Rasur zu erhalten, muss leider schwer enttäuscht werden.

Vielmehr gilt der Titel als Exempel der gegenwärtigen Ästhetik übermächtiger Kommunikationsvielfalt. Hier setzt sich durch, wer über alle Maßen populistisch agiert oder wie hier, niedere Instinkte anspricht und Schlüsselbegriffe nutzt.

Die Schlüsselbegriffe "Frauen" und "Möse" (und nicht etwa Vulva, Geschlecht oder Scham) setzen den Akzent der mit dem Wort "nackt" auf die Spitze getrieben wird und - so das Ziel - die allgemeine Aufmerksamkeit generiert. Abzulesen in den Visits.

Ist das Perfide? Nein, üblich!

Den, wer in unserer Zeit nicht populistisch agiert, wird nicht gehört, so scheint es. Der geneigte Leser beweist es selbst, wenn er den bis zu dieser Zeile gelesen hat: Es funktioniert (hoffentlich als Denkanstoß)!



Ohne Sinnlichkeit ist ein ästhetisches Erlebnis nicht möglich. Ohne Ästhetik keine Harmonie, keine Schönheit und kein Frieden.




Beginnen wir also mit dem eigentlichen Artikel der sowohl den Berliner Energietisch  bzw. den Umgang der "politischen Klasse" mit demselben, als auch  die jüngste Wahl zum Inhalt haben wird.

Der Energietisch ist die logische Konzquenz aus dem bürgerlichen Engagement des Wassertisches, welche die Rekumunalisierung der Berliner Wasserwerke zum Ziel hatte. Dort gemachte Erfahrungen wurden von den (zum Teil gleichen) Protagonisten übernommen, weiterentwickelt und vervollkommnt.
An dieser Stelle zeigt sich der engagierte Bürger als Lern- und Erfahrungs-fähig. Der politische Gegner des Energie- bzw. Wassertisches, unsere gewählten Volkvertreter bzw. der Senat und seine Verwaltung zeigen sich zwar kreativ, aber eben weder Lern- noch Erfahrungs-fähig.
Der letzte Senat setzte nicht nur hohe Hürden zur Durchführung eines Volksentscheids sondern agiert mit allerlei Taschenspielertricks gegen den eigentlichen Souverän, den Bürger!

Das der emanzipatorische Gedanke längst aus seiner Geschlechterrolle geschlüpft ist und sich als "ich bin fähig, willens sowie intellektuell gereift" gesamtgesellschaftlich manifestiert, ist in der "politischen Klasse" gänzlich unbemerkt geblieben.

Unsere Volksvertreter nehmen jedes bürgerliche Engagement als Bedrohung, als Gefahr, wahr. Die Frage entsteht zusehens: Wer wäre den künftig wählbar? Definiert sich "mein" Volksvertreter doch als Gegner.

Die Harmonie, die Ästhetik, ja die Schönheit der Politik wird so schwer gestört.




Ich kritisiere schon seit Jahren das sich unsere Volksvertreter eine eigene Gruppen-Bezeichnung, die der "politschen Klasse", zugelegt haben.

Die politische Klasse mutierte zu einer sozio-kulturellen Gruppe, welche insbesondere sich selbst repräsentiert. Die "Repräsentative Demokratie" wird so für die Akteure zur Nebensache. Der Bürger wird bestenfalls belogen, aber kaum mehr vertreten. Klientel-Politik wird täglich erfahrbar... und dem Populismus Vorschub geleistet.

Die Partei des Populismus, die AfD, hat bei den letzten Wahlen mit 14,2% der Stimmen ein außerordentliches (Demokratie-schlechtes) Ergebnis erzielt. Das Spiel mit den Angst-Begriffen "Überfremdung", "Kriminalität", "Flüchtlinge", "Vergewaltiger" und "Schmarotzer" hat eine Wähler-Klientel angesprochen, die im großen und ganzen innerhalb des Partei-Programms (Kürzung der Sozial-Leistung, keine Erbschaftssteuer etc.) grundsätzlich benachteiligt werden.

In meinem ersten Absatz habe ich belegt, das sich Begriffe wandeln, erweitern und weitaus wichtiger, übertragen lassen, ohne zu einer Metapher zu werden. Der AfD tat das mit dem Begriff "Gutmensch", der naiv, dumm und selbst verliebt einer Lüge aufgesessen ist, die da hieß: "Wir schaffen das"

Wer nun aber, hat was geschafft? Was war überhaupt zu schaffen?

Nun, ich denke, es war die Aufnahme der Geflüchteten, die zu schaffen war. Diese Aufnahme, Verpflegung und Unterbringung wäre ohne dem zivil-gesellschaftlichen Engagement der jeweils einzelnen Bürger gar nicht möglich gewesen. Es ist kein einzelner Fall eines in Deutschland angekommenen Geflüchteten bekannt, der im letzten Winter - weil obdachlos - erfroren wäre.

Also, haben "wir" das geschafft? Ja!

Wer waren aber nun die Bürger, die dieses gesellschaftliche Engagement überhaupt leisteten? Sind das nicht vielleicht auch dieselben Bürger, die sich mit/bei Energie- und Wassertisch zivil-gesellschaftlich für Ihre Belange einsetzten und teils dafür politisch bekämpft, angefeindet aber zumindest behindert wurden?

Stattdessen hat sich die Bundespolitik von der "Stimmung" von der AfD vor sich her treiben lassen und das Asylgesetz verschärft. Die Rechtsaußen der CSU, welche "Obergrenzen für Flüchtlinge" und damit Verfassungsbrüche forderten, lasse ich hier mal ungenannt ;-) . Nicht aber das die CSU auch Regierungspartei ist!

Gewonnen hat die Berliner Wahl ein nunmehr mit Koalitionsvertrag besiegeltes Bündnis aus Sozial-Demokraten, Grüne und Die Linke. Insgesamt 56% der Wähler sind in diesem Bündnis repräsentiert, was als eine satte Mehrheit bezeichnet werden kann.

Es steht nicht zu erwarten, das das politische Engagement der Bürger Berlins ge- oder unterstützt wird. Dies ist im Koaliationsvertrag nicht notiert. Dennoch liest sich dieser Vertrag, im Gegensatz zum Vertrag von 2011-16 sehr modern und nach vorne gerichtet.

Auf Seite 173/174 liest sich das z.B. so:
"Die Koalition wird in der Entwicklung ihrer politischen Maßnahmen und Initiativen verstärkt auf entwicklungspolitische Wirksamkeit achten. Vergaben und Förderungen des Landes orientieren sich auch an sozialen, ökologischen und fairen Kriterien.
Berlin strebt den Titel der „Fair Trade Town“ an. Die Koalition wird zur Stärkung der entwicklungspolitischen Arbeit den Aufbau des Eine Welt Zentrums „Global Village“ und seine weitere Arbeit unterstützen.

Das Eine-Welt-Promotorenprogramm wird fortgesetzt.

Die Koalition wird die Agenda 2030 der Vereinten Nationen für eine nachhaltige globale Entwicklung und die 17 globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals) in allen Politikfeldern konkretisieren sowie in den entwicklungspolitischen Leitlinien und der Nachhaltigkeitsstrategie verankern."

Es scheint so, das die neue politische Ästhetik von einem "Think lokal, act global" geprägt sein soll, das persönliche Handlungsrahmen erweitert und so der Angstmache des AfD entgegenwirkt.

Pragmatismus statt Populismus?

Ich hoffe, das wirkt!

Der nun zu bildende Senat, das Abgeordnetenhaus und die Umsetzung der Vereinbarung werden sich an Ihren Erfolgen messen lassen müßen.