Unter dem Motto "Freiheit statt Angst" protestierten am Sonnabend, 7. September 2013, Tausende Demonstranten am Alexanderplatz gegen staatliche Überwachung. Zu dem Protestzug hatte ein breites Bündnis aus mehreren Dutzend Organisationen aufgerufen. Um 15:30 Uhr verkündeten die Organisatoren der Demonstration auf ihren Blog, dass über 20.000 Demonstranten gegen den Überwachungswahn gekommen seien. Weiter heist es im Text: "Die Demonstration ist ein Riesenerfolg. Wir sind vier mal so viele wie
bei der letzten Demo 2011! Die Bürgerinnen und Bürger gehen für die
Verteidigung von Grundrechten und Demokratie auf die Straße", freut
sich Padeluun vom Demobündnis.
Unterschiedliche Zahlen in den Medien
Der Spiegel berichtete unter dem Titel "NSA-Protest in Berlin: Freiheit unterm Alu-Hut" in Fettschrift: "Mehr als 15.000 Menschen haben in Berlin gegen die Überwachung
durch Geheimdienste, Behörden und Firmen protestiert. Sie forderten
mehr Datenschutz und einen politischen Wechsel. Für die Piratenpartei
war es der größte und wichtigste Auftritt vor der Wahl." Und weiter unten heißt es im Text: "Die Geheimdienstaffäre hat wieder für Zulauf gesorgt - und die
bevorstehende Bundestagswahl. Anfangs spricht die Polizei von 4.800
Demonstranten, die Veranstalter zählen später 20.000 Teilnehmer." Im Kommentar vom 07.09.2013 19:16 von Arno Nuem heißt es hingegen: "Ich war auch dabei [...] 15.000 Teilnehmer an der Demo sollen es gewesen sein. Ich war auch da. Eher waren es 6.000 bis 7.000. Schade!"
Die Berliner Zeitung schrieb unter dem Titel "Tausende Menschen fordern Freiheit" wörtlich "Einer Schätzung der Organisatoren zufolge nahmen rund 20.000 Menschen
an der Demonstration teil. Augenscheinlich dürften es wohl ein paar
Tausend weniger gewesen sein." Und die TAZ schrieb unter dem Titel "Und Pofalla sagt, wann Schluss ist", dass die Schätzung ihrer Mitarbeiter deutlich unter 20.000 liegt. Wörtlich heißt es in dem Artikel: "Mindestens 7.000 Menschen beteiligen
sich am Samstag nach taz-Schätzung an der Großdemonstration gegen
Überwachung in Berlin, die Veranstalter sprechen großzügig von 20.000
TeilnehmerInnen. Berücksichtigt man die langen Kundgebungen vor und
nach der Demo dürften sie ihr Sollziel – „10.000 plus“ – erreicht
haben."
Eigene Zählung
Wir zählten beim Hackeschen Markt Ecke Dircksenstraße 6.500 und in der Rosenthaler Straße Ecke Neue Schönhauser Straße 7.300 Personen. Solche Zählungen liegen im Bereich +/- 10 bis 15 Prozent. Die Schätzung der TAZ von "mindestens 7.000" wie auch die Schätzung des Spiegellesers Arno Nuem "6.000 bis 7.000" liegen auf jeden Fall weit dichter bei der tatsächlichen Zahl als die von Padeluun bekannt gegebenen "über 20.000".
Padeluun wollte nicht, wie er in einem Gespräch kurz vor der Demo betonte, dass wir die Ergebnisse unserer Zählung öffentlich bekannt geben. Über diese Ansage war ich schockiert und reagierte promt. Ich ging sofort zu den Piraten – die stehen bekanntlich auf Transparenz in der Politik – und bat diese zu zählen und ihre ermittelten Daten zu veröffentlichen. Und da ich auf der gleichzeitig stattfindenden Fuckparade eine Rede halten sollte, war mir auch sofort klar, womit ich meine Rede dort beginnen werde. Ich erzählte dann dort von meiner Begegnung mit Padeluun und von der Notwendigkeit von Transparenz. Und die Leute auf der Fuckparade haben das gut verstanden. Nach meiner Rede meldeten sich gleich mehrere Personen, die sich bereit erklärten, uns beim Zählen zu helfen.
Hat Padeluun Angst vor der Freiheit der Information?
p.s.
Die Zählungen bei der Fuckparade ergaben: 3.300 Teilnehmer in der Friedrichstraße bei der Einmündung der Johannisstraße und 4.500 Teilnehmer an der Kreuzung Warschauer Straße / Kopernikusstraße.